Wieder einmal war Requesens das Ziel eines Kulturspaziergangs. Als wir das Schloss vor Jahren besucht haben, zahlte man seinen Eintritt und ging ohne Führung durch das Gewirr der verlassenen und baufälligen Gebäude und Gänge des Schlosses. Dabei war man auf ein Faltblatt oder auf eigene Nachforschungen angewiesen. Jetzt kann man zu den Öffnungszeiten an einer fachkundigen Führung teilnehmen. Wir haben eine Extraführung in der Woche gebucht. Senyora Conxita – der Besitzerfamilie zugehörig – hat es sich zur Aufgabe gemacht, Besucher zu führen. Sie ließ uns eine außergewöhnlichen Gang durch die Burganlage erleben. Sie nahm sich viel Zeit für uns, erzählte und zeigte uns Einzelheiten, von denen man sonst nichts erfährt. Wir sahen Räume, die bei einem unbegleiteten Besuch nicht zugänglich sind, so den Trakt des Burgherren, und wir konnten den Turm darüber besteigen. Ich beschreibe diesmal unseren Gang nicht, sondern packe ihn in eine Geschichte, die ich schon vor längerer Zeit geschrieben, aber jetzt noch einmal bearbeitet habe.
Die Bilder werden durch Anklicken vergrößert und eine Beschriftung erscheint. Weitere Bilder unserer Tour unter dem Artikel. Ich danke Manfred und Dieter für die Zurverfügungstellung von Bildern.
Der glanzvolle Wiederaufbau des Schlosses
(Eine historische Erzählung)
Das Einweihungsfest
An St. Joan 1899 bewegte sich ein feierlicher Zug zur Burg von Requesens hinauf. Vornehm gekleidete Menschen saßen in Kutschen, die den steinigen Weg hinauf holperten, Landvolk in Feiertagskleidung zog zu Fuß hinterher.
Oben auf dem Berg traten die Menschen aus dem Korkeichenwald. Der Blick öffnet sich auf die umliegenden Berge des Alberes-Gebirge. Über der Burg im Norden ragt der Puig Neulos, der Frankreich von Katalonien scheidet. Doch was den Blick der Menschen anzog, lag vor ihnen. Vor ihren Augen erhebt sich ein phantastisches Schloss. Gewaltige zinnenbekrönte Mauern steigen empor, hohe Türme ragen in den Himmel. Der Traum von einer Ritterburg war wahr geworden.
Der Zug macht Halt. Menschen klettern aus den Kutschen. Bedienstete eilen herbei, lenken die Kutschen in eine eigens hierfür vorgesehene Halle, führen die Pferde in Ställe.
Die festliche Menge zieht durch ein umkränztes Tor, Weihwasserkessel schwenkende Geistliche schreiten voran. Hinter ihnen eine vornehme, ältere Dame in Schwarz. Es ist Donya Juana Adelaida de Rocabertí-Boixadors Dameto i de Veri, durch Heirat Gräfin von Montenegro und Montoro.
Sie ist die letzte einer berühmten katalanischen Adelsfamilie, der Grafen von Peralada, aus der im Mallorca beheimateten Linie der Rocabertí-Dameto-Boixador. Schwarzes Kleid, schwarzen Schleier und Hut deuten darauf hin, dass die Dame in Trauer ist. Im Januar des vergangenen Jahres war ihr Bruder, Don Tomàs de Rocabertí-Boixadors Dameto i de Veri, der 12. Graf von Peralada und der 37. Vizegraf von Rocabertí, Abgeordneter, Diplomat, großer Kunst- und Bücherfreund, im Alter von 58 Jahren gestorben. Gemeinsam hatte die Geschwister Antoni, Tomás und Juana Adelaida das in Ruinen liegende Schloss der Familie in Perelada wieder zu einer glanzvollen Anlage ausgebaut.
Auch die Wiedererrichtung des verfallenen Schlosses Requesens, das den Rocabertís fast 600 Jahre gehört hatte, war ihr und ihres Bruders gemeinsames Ziel gewesen. Welche Mühen, welchen Sachverstand, welche Kosten hatten sie aufgewandt, um ihren Traum zu verwirklichen! Wie schwierig war es gewesen, benötigtes Material den Berg hinauf zu transportieren. Sechs Jahre hatte eine kleine Gruppe von Arbeitern geschuftet. Fotos des Grafen, der einer der ersten Fotografen des Empordà war, haben den Aufbau dokumentiert. Nun war es so weit, heute, am Namenstag Juana Adelaidas, wurde die Kirche, auf deren Bau man großen Wert gelegt hatte, und damit auch das ganze Schloss eingeweiht.
Nach dem Vorbild des großen französischen Architekten und Restaurators Viollet-le-Duc hatte Alexandre Comalat, ein Architekt aus Figueres, den Wiederaufbau geleitet, nicht ohne sachkundige Mitwirkung des Grafen, der Bergbau-Ingenieur war. Comalat war eigens hierfür durch Europa, durch Frankreich und Deutschland gereist, um mittelalterliche Schlösser und Burgen zu studieren. Stilecht, so wie man sich eine mittelalterliche Burg vorstellte, sollte der Wiederaufbau sein, „historistisch“.
Aber man hatte auch Elemente des „Modernisme“ eingefügt, des Baustiles, der damals in Katalonien in Mode war.
Nun hatten auch die Katalanen ihr „Neuschwanstein“, ihr Märchenschloss, ein Denkmal der großen Vergangenheit der Rocabertís und Kataloniens.
Es war ein katalanisches Bauwerk geworden, bodenständig, zum großen Teil auf den Grundmauern der alten Burg errichtet, mit Bruchsteinen aus der Umgegend.
Vor dem Portal der Schlosskirche machte der Zug Halt. Der Portalbogen war aus Steinen der alten romanischen Wallfahrtskapelle Santa Maria de Requesens gefügt. Sie liegt unterhalb der Burg, nach Süden hin. Zur "Muttergottes von Requesens", die auch "Jungfrau des Erbarmens" hieß, waren unzählige Pilger aus der Umgegend gezogen, um ihre Hilfe zu erflehen. Berühmt war vor allem die "Tramontana-Prozession" von 1612 bis 1868, bei der Gläubige aus Figueres, Castello d´Empuries und anderswoher kamen. Sie baten um den "reinigenden" Tramuntana-Wind, der sie von den krankmachenden Folgen der Ausdünstungen von Seen und Sümpfen befreien sollte, aber auch um "Mäßigung" dieses oft heftigen Windes. Nun war das gotische Muttergottesbild in die Schlosskapelle gebracht worden. Im Bogen des Portals der Schlosskapelle war entsprechend eine Muttergottes mit Kind, umgeben von zwei Engeln, eingesetzt worden. Der Graf hatte die Skulptur in Frankreich erworben.
Die Teilnehmer betraten das kerzenerhellte Innere der Kirche, die man dem romanischen Stil nachempfunden gestaltet hatte. Ein weiter einschiffiger Raum, erstaunlich groß, mit Umgangschor, wie ihn Wallfahrtskirchen besitzen, nahm die Besucher auf. Eine alte Burgkapelle war nicht auffindbar gewesen und so hatte man die neue Kirche an zentraler Stelle im Eingangsbereich errichtet, am Ende eines gartengesäumten Weges, direkt hinter dem alten Eckturm, der noch das mittelalterliche Burgverlies birgt. Doch jetzt war keine Zeit, in die schauerliche Gruft hinter dem Chor zu blicken. Eine feierliche Messe begann. Die Gräfin hatte in vorderster Reihe Platz genommen. Es war kalt und zugig, wo sie saß, aber sie harrte aus, wie der Anstand es gebot, und lauschte der Predigt.
Ein Gang durch das Schloss
Nach dem Gottesdienst war die Besichtigung des Schlosses für die Gäste aus Adel und wohlhabendem Bürgertum, den Vertretern aus Politik, Gelehrsamkeit und Kunst sowie den Honoratioren der umliegenden Dörfer und Städte angesagt.
Mestre Comalat, der Baumeister, führte durch die Anlagen. Zunächst stieg man von der Kirche durch einen engen Gang in ein lang gestrecktes Gebäude mit kleinen Zimmern hinauf, das für Bedienstete und auch Gäste angelegt worden war. Dann geleitete der Meister die staunenden Besucher durch ein Labyrinth von mauernumsäumten Gebäuden mit hellen Sälen, Küchen und Zimmern, durch Tore und dunkle Gänge, über winklige Treppen zu weiten Terrassen und Gärten mit Teichen und plätschernden Brunnen. Die Zimmer und Unterkünfte waren in katalanisch-ländlicher Art im Geschmack der Zeit zum Wohnen und Leben ausgestattet; die Säle entsprachen romantischen Vorstellungen vom Ritterleben. Allerlei Zierrat war zu sehen, bunte Kacheln, auf Böden Fliesen mit dem Wappen der Rocabertí, einem an der Spitze zweigeteiltem Turm, der auch einer Lilie glich; an den schmiedeeisernen Fenstergittern strebten phantastische Figuren in die Luft, Drachenköpfe, blumenartige Gebilde, alles im Stile des Modernisme.
Zwar vergaß man nie, dass man in einer Burg weilte, die Tore, die Mauern mit Wehrgängen, die ganze Anlage erinnerte daran, aber der Bauherr und der Baumeister hatten unaufdringlich für Annehmlichkeit und Bequemlichkeit gesorgt: große Fenster brachten Licht und schöne Ausblicke, man fand auch Kamine – das Schloss war als Sommerresidenz der Grafen gedacht, aber hier oben konnte es auch im Sommer in den Nächten kühl werden, vor allem, wenn die Tramuntana blies. Auch die Hygiene kam nicht zu kurz: es gab fließend Wasser, Toiletten mit Waschgelegenheiten – das Wasser wurde von einer Quelle in den Bergen über ein Rohrsystem in Auffangbecken herabgeleitet und floss dann weiter durch in den Wänden verborgenen Rohren zu den Räumen.
Eigentlich war das Ganze eine Art romantisches Burg-Hotel. Der Kunst und Literatur liebende Graf hatte daran gedacht, hier im Sommer Maler und Dichter zu beherbergen – sie sollten ein anregendes und ansprechendes Ambiente vorfinden. Auch jetzt waren einige bekannte Literaten und Künstler unter den Gästen.
Der Weg der Besucher führte von der wuchtigen Mauer mit dem Eingangstor durch weitere zwei Mauern hinauf zu den Räumen des „Senyors“, des Burgherren. Die Burganlage war nämlich von drei Mauerringen umgeben, die ansteigend die einzelnen Sektionen umschlossen. Der Trakt des Burgherrn befand sich auf dem höchsten Bereich, nur noch von dem runden Turm überragt, der die gesamte Burganlage bekrönt. Hier hatte man in den Räumen den mittelalterlichen Charakter zurücktreten lassen und großzügige Wohn- und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen. Man sah ein Badezimmer, in dem eine erhöhte Badewanne aus Marmor thronte. Unter ihr eine verborgene Befeuerung – eine „Hypokaust-Anlage“ nach Art der römischen Bäder – die den Boden, die Wanne und wohl auch Wasser erwärmte. Groß und vornehm eingerichtet war der Hauptraum, ein wahres „Herrenzimmer“. Ein riesiger Kamin konnte für angenehme Wärme sorgen, die Wände waren holzgetäfelt, mit geschnitzten Gesichtern in oberen Bereichen. Gewaltige Balken stützten die Decke.
Donya Adelaide zog ein spitzenbesetztes Tuch hervor und wischte sich einige Tränen von den Augen. Hier hatte ihr Bruder geplant, erholsame und ruhige Zeiten zu verbringen, vertieft in seine Bücher oder im angeregten Gespräch mit Freunden und Gästen. Doch Meister Comalat durchbrach die traurige Stimmung. Er lud die Mutigen unter den Besuchern ein, den Turm zu erklimmen, der sich über dem Sitz des Burgherrn befindet. Über gewundene Treppen und schließlich über eiserne Halte- und Trittgriffe ging es hinaus auf die Plattform des Turmes. Denjenigen, die es gewagt hatten, hier herauf zu klettern – es waren einige Damen dabei, denen man galant geholfen hatte – eröffnete sich eine wundervolle Aussicht.
Unter den Füßen lagen die Ländereien, die Dörfer, die Höfe, die den Grafen von Perelada einst untertan waren. Man blickte über die waldbedeckten Berge der Alberes, die sich zum Süden hin zur Ebene des Empordà öffneten, dahinter glitzerte blau das Meer der Bucht von Roses. Nach Westen hin verschwammen die vor den Pyrenäen liegenden Gebirgszüge im Dunst, teilweise bekrönt mit Heiligtümern. Über den Betrachtern im Norden erhob sich der Puig Neulos, unter dessen Gipfel einige Schneereste schimmerten, die ihm den Namen gegeben haben.
Mit Blick auf die dichten Wälder an seinen Hängen erzählte einer der Herren von einer Wildschweinjagd, die der Graf veranstaltet hatte. Die Treiber und die Hunde hatten Wildschweine und Wölfe aufgescheucht. Der Graf hatte aber die Anordnung erlassen, die Wölfe, die selten geworden waren, zu schonen, weil sie das überschüssige Wild kurz hielten. Einige Schweine waren schon erlegt worden. Der Herr, der selbst keine Waffe trug, hatte sich, einem dringenden Bedürfnis folgend, von der Jagdgesellschaft entfernt. Da sah er einen gewaltigen Eber wütend auf sich zustürzen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf einen großen Felsblock zu retten. Auf seine lauten Rufe eilten Jäger herbei und befreiten ihn mit gezielten Schüssen aus seiner Notlage.
Das Stichwort „Wölfe“ veranlasste Meister Comelat, die Gründungssage der Burg zu erzählen.
In längst vergangenen Zeiten hauste in der Gegend ein riesiger Wolf. Er raubte das Vieh und jagte den Bauern und Hirten große Angst ein. Da kam ein Jäger von fern her und stellte dem hier herrschenden König in Aussicht, das Untier zu erlegen. Er schaffte es tatsächlich und legte dem Herrn das Fell des Wolfes vor. Der versprach dem Jäger, einen Wunsch zu erfüllen. Dieser erbat sich nun nicht die Hand der Tochter des Königs, wie man es erwartet hätte. Nein, er wünschte sich, ein Landstück als Besitz zu erhalten, das das Fell des Wolfes umspannen würde. Der König lächelte über den seiner Ansicht nach törichten Wunsch und stimmte zu. Der Jäger schnitt das Fell in dünne Streifen und umlegte damit eine ansehnliche Fläche auf einem Berg. Hier baute er dann die erste Burg Requesens. Auf dieses Geschichte soll auch der Name des Dorfes unterhalb der Burg zurückgehen: Cantallops – wo der Wolf „singt“ (im Katalanischen und Spanischen „heult“ der Wolf nicht, sondern „singt“).
Die Besucher stiegen wieder den Turm herab und eilten mit anderen dem Speisesaal im unteren Bereich der Burg zu. Die Wildschwein-Erzählung hatte sie beflügelt, denn es war ihnen Wildschweinbraten in Aussicht gestellt worden. Im dem mit den Rocabertí-Wappen gefliesten „Comedor“ hatten Bedienstete aus der angeschlossenen Küche den Braten und andere leckere Speisen aufgetragen. Auch in dem darüber befindlichen Saal wurde gespeist.
Wer keinen Platz fand, nahm sich Speisen auf die Terrassen hinaus, wo man auch noch schöne Blicke auf die Landschaft genießen konnte. Das war der Anfang eines rauschenden, mehrtägigen Festes, das in der Burg gefeiert wurde.
Glanz und Tragik des Wiederaufbaus
Wer von den Festbesuchern mag wohl geahnt haben, welches Schicksal die "Vorsehung" dem Schloss vorherbestimmt hatte? Schon nach dem Einweihungstag erkrankte Donya Adelaida schwer und am 29. Juni verstarb sie auf Requesens im Alter von 64 Jahren. Man brachte ihren Tod mit einem Rechtsstreit in Verbindung und munkelte von Giftmord. (Es gab sogar eine gerichtliche Untersuchung, in deren Folge ihr Leichnam exhumiert wurde - ohne dass sich der Verdacht bestätigte.) Wahrscheinlicher ist, dass sie sich in der kalten und zugigen Schlosskapelle Krankheit und Tod geholt hatte. In der Kirche des zum Schloss von Peralada gehörigen Carmen-Konventes findet man ihr Grab. Auf der Grabtafel werden ihre sämtlichen Adelstitel aufgezählt, unter ihnen wird sie „Senyora de Requesens“ genannt.
Tomàs und Juana Adelaida starben ohne Nachkommen. Das Schloss ging nach dem letzten Willen Donya Adelaidas in die Hände eines entfernten und desinteressierten mallorquinischen Verwandten über, der schließlich das Erbe der Rocabertí veräußerte, wohl weil er es aus finanziellen Gründen nicht mehr halten konnte. Die Zeit des Adels war vorbei, vom vergangenen Ruhm ließ sich nicht mehr leben.
Requesens wurde dann von verschiedenen Besitzern aus Adel und Bürgertum erworben, wobei für sie Schloss, die umgebenden Wälder und Ländereien Ausbeutungsobjekte waren. Im spanischen Bürgerkrieg wurde das Castillo und Kirche von den "Roten" geplündert, die Marienfigur ging verloren.
1942 wurde das Schloss von seinem adligen Besitzer - der es noch bewohnt hatte - verkauft, total ausgeräumt und verlassen. In der Franco-Zeit dienten Teile der Burg - u.a. die Kirche - Soldaten, die die Grenze bewachten, als Behausung. Sie verließen das Kastell im ruinösen Zustand. Danach war Requesens frei zugänglich, was zu weiteren Zerstörungen und Diebstählen führte.
Die heutigen Besitzer haben geordnete Besuchsmöglichkeiten eingeführt. In den letzten Jahren wurden Aufräumarbeiten und einige Erneuerungen vorgenommen. Eine größere Renovierung des Schlosses, das „Kulturgut von nationalem Interesse“ ist, würde Unsummen verschlingen.
So mischen sich Glanz und Tragik in den Wiederaufbau des Schlosses.
Trotz des traurigen Zustandes, in dem sich das Schloss heute befindet,
ist es immer noch, auch wegen seiner Lage, von zauberhaftem Reiz.
Man ahnt etwas von seiner einstigen Pracht und einer langen, wechselhaften Geschichte. Wie viele Geschichten von Glanz und Elend, Zerstörung und Wiederaufbau, könnten die alten Steine erzählen!
Aus der Geschichte von Requesens
859 - in karolingischen Zeiten - wird ein Weiler (villare) "Richusins" in einer Urkunde erwähnt, über den Rechte einem Adligen namens Oriol (Aureolum) vom fränkischen König verliehen werden. Auch die Kirche Santa Maria de Requesens wird in diesen Zeiten genannt. Der Name Requesens (katalanisch Recasens) leitet sich von dem westgotischen Namen Recosindo ab. Dies war wohl der westgotische Gründer oder das Oberhaupt der Ansiedlung. Sie befand sich wahrscheinlich da, wo heute die alte Kirche ist. Das alte Requesens lag auf dem Gebiet der Grafen von Empuries und Peralada.
Im Laufe der Zeit ist eine Befestigungsanlage auf dem Berg entstanden. Im 11./!2. Jahrhundert wurde die Burg von den Grafen von Roussillon ausgebaut. Warum sie das taten und weshalb sie Wert auf diese Festung legten, versteht man, wenn man die Lage der Burg betrachtet. Sie liegt im Grenzgebiet der verschiedenen Herrschaftsbereiche und an Übergangswegen. Ursprünglich war das Rossello auch mit der Grafschaft Empuries-Peralada verbunden, wurde dann aber durch Erbteilung abgetrennt, genauso wie Peralada. So entstand also die Situation, dass die Burg den Grafen von Rossello gehörte, aber auf dem Gebiet der Herren und Vizegrafen von Peralada lag, deren Oberherren wiederum die Grafen von Empuries waren. Diese Adligen waren zwar alle miteinander verwandt, und beschworen auch immer wieder ihre Einigkeit in Verträgen. Sie waren aber trotzdem auf Wahrung und Erweiterung ihres Besitzes und ihrer Rechte bedacht. So entstanden oft Auseinandersetzungen und lokale Kriege. Und auch die Burg erlebte wohl manchen feudalen Streit und Kleinkrieg. Doch für den manchmal zitierten "Krieg von Requesens" (um 1150) zwischen dem Grafen Pons Hug II. von Empuries und dem Grafen Gaufried III. von Rossello gibt es keinen urkundlichen Beleg. Wohl aber war sie ein „Zankapfel“ zwischen beiden.
Die Burg wurde im 11./12. Jahrhundert "Zwischenwirten", Kastellanen, übergeben, die sie verwalteten, bewohnten und verteidigten . Im 13. Jh. wurde sie erbliches Lehen. Aus einer solchen Kastellanenfamilie ist möglicherweise die Adelssippe derer von Requesens entstanden, die viele Zweige hat und in der katalanischen Geschichte eine große Rolle spielt. Den Namen de Requesens tragen manche bedeutende Politiker, Feldherren, Admirale, Bischöfe und Theologen Kataloniens und Spaniens.
Der berühmteste ist wohl Luis de Requesens y Zunigo aus dem Zweig Terragona/Soler der Requesens. Er war maßgeblich an dem Seesieg bei Lepanto (1571) der unter spanischer Führung stehenden christlichen Allianz gegen die Türken beteiligt. Später war er Statthalter in Flandern.
Er war aber nicht - entgegen der Legende - Herr von Requesens und führte in der Seeschlacht auch nicht die Muttergottes von Requesens in der Standarte (sondern ein anderes Marienbildnis aus seinem Barceloneser Stadtpalast).
Zeitweilig stand die Burg auch unter dem Einfluß der Vescomtes de Rocabertí, der Herren von Peralada. Sie verteidigten das Castillo 1285 erfolgreich gegen die Truppen Philipps des Kühnen von Frankreich, der gegen den Grafen von Barcelona und König von Aragon einen Kreuzzug führte, 1288 fielen aber rossellonisch-französische Soldaten wieder ein und eroberten das Schloss, das dabei sicher Schäden erhielt. Die Rocabertís erwarben schließlich die Burg 1418 aus dem Besitz der Grafen von Empuries. Nachkommen und Namensträger der Familie besaßen es bis 1923.
Anfang des 18. Jahrhunderts war das Schloss verlassen und verfallen. Die Zeit, in der die feudalen Burgschlösser bewohnt wurden, war vorbei. So schlummerte es bis zu seiner kurzen Wiedererweckung durch Tomàs und Adelaida Rocabertí.
(Quelle: Pelai Negre i Pastell, El Castillo de Requesens (1954), www.raco.cat.)
Unsere Tour
Zugang zur Burg
Auf verschiedenen Straßen nach Cantallops. Dort zur Brücke über den Riera de Requesens. Dann links zu einem Platz mit Wegetafel. Von dort führt eine auch mit normalen Pkws befahrbare
Schotterpiste zum Col de Medas (schöne Aussicht). Ein Fußweg geht bei den letzten Häusern von Cantallops rechts ab zum Col de Medas (steil und steinig). Vom Pass geht die Piste weiter durch
Korkeichen- und Kastanienwälder bis zu einer Weggabelung.
Geradeaus geht es zum jetzigen Weiler Requesens mit der "Cantina" (Gastwirtschaft) und zum Puig Neulos. Zum Schloss geht/fährt man über die Bachbrücke rechts ab und nimmt den oberen Weg (der untere führt nach St. Climent Sescebes). Man kann bis vor das Schloss fahren, den letzten Teil des Weges, von der Brücke an, läuft man aber besser. Fahrtzeit von Cantallops: 35 Minuten.
Gehzeit: ca. 2,5 St.
Die Burg ist samstags, sonntags und an Festtagen von 11-17 Uhr geöffnet.
Eintritt: 2 Euro. mit Führung: 4 Euro.
(www.castellderequesens.cat/es/)
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anja (Freitag, 07 Oktober 2016 10:43)
hallo aus bayern, toll ihre homepage über requesens!!!!!
ich war schon 20 mal auf der burg, als junges mädchen, ca. so.
1980-2000.... haben in rosas immer urlaub gemacht und einmal hin zur
burg wie es ihr geht, aussicht immer genossen und sich ein wenig in die
alte zeit reinversetzt. ich hoffe die burg bleibt uns noch alle sehr lange erhalten. damals war sie novh nicht so bekannt, sie war total frei zugänglich, wir konnten überall rein, damals schon sehr runtergekommen. ich werde die burg nächstes jahr wieder besuchen.
lg anja zenetti