Von Roses nach Bad Harzburg... weiter unten!

LOBO-W-J

Über mich

Geboren 1940 in Breslau, aufgewachsen in Württemberg, also ohne feste Heimat (wenn auch immer wieder ansässig). Für´s Umherziehen und für die Fremde gemacht.

 

Frühes Interesse an Literatur, Philosophie und Religion. Eigentlich wollte ich ans Theater gehen. Dementsprechend habe ich mein Studium begonnen. Habe mich dann anders entschieden, Germanistik und Evangelische Theologie studiert.

 

Ausbildung zum Pfarrer und Gymnasiallehrer. In Berlin Kontakt mit der frühen Studentenbewegung - Marxismusstudium; in Tübingen Besuch der Vorlesungen und Seminare des Philosophen Ernst Bloch ("Prinzip Hoffnung"). Als junger Theologe und Pädagoge glaubte ich, Gesellschaft, Kirche und Schule grundlegend verändern zu können. Mit einem Gemeindepfarramt konnte ich mich nicht anfreunden, Mission und Verkündigung sind nicht mein Metier. Ich wollte lieber mit anderen ein Suchender und Fragender sein. Kein fester Standort, sondern unterwegs bleiben. Zeitlebens war mein Interesse, mit Menschen zu arbeiten, die an existentiellen und religiösen Fragen interessiert sind. Unterricht, Bildung, Beratung sind die Stichworte meiner beruflichen Ausrichtung.

 

Neben einer Tätigkeit als Gymnasiallehrer habe ich mit einem religionspädagogischen Thema in Evangelischer Theologie promoviert. Dann Wirken als Dozent für Religionspädagogik an einer kirchlichen Hochschule in Norddeutschland, an der Erwachsene auf dem zweiten Bildungsweg zum Pfarrer ausgebildet wurden.

 

In der Lebensmitte große Krise, Lebensbrüche, aufgefangen durch Psychoanalyse und neue Bindung.

 

Danach Wechsel in eine andere Landeskirche (Rheinland). Lange Jahre Tätigkeit in der kirchlichen (Religions-)Lehrerfortbildung und -ausbildung., Seminare, Kurse, Tagungen, Reiseleitung...Eine Vorliebe für kreative und meditative Formen. Nicht ohne manche Auseinandersetzungen mit den Auftraggebern - aber eine Tätigkeit, bei der es viel Raum für meine Interessen gab. Die Arbeit mit Lehrerinnen, Lehrern, Kolleginnen und Kollegen war produktiv und machte Freude.

 

Ich hatte immer eine Sehnsucht nach dem Süden, dem Licht, der Sonne, den Landschaften, dem Leben dort...Seit meiner Pensionierung 2005 lebten wir teils in Spanien - genauer gesagt in Katalonien - teils in Deutschland. Die Costa Brava, zwischen Mittelmeer und Pyrenäen gelegen, ist uns vertraut geworden. Hier fand ich neue Aufgaben, die manches mit meinen früheren Tätigkeiten und Interessen zu tun haben. Mit einem Kreis interessierter Menschen unternahm ich seit 2008 Exkursionen, die ich "Kulturspaziergänge" nenne.

 

Katalonien hat nicht nur Strand und Sonne zu bieten, sondern besitzt ein faszinierendes Hinterland, alte Dörfer, einsame Bergwelten, überwältigende Naturschönheiten... und eine Fülle von Kulturzeugnissen: romanische Klöster und Kirchen, Architektur im katalanischen "Jugendstil", interessante Museen. Darüber hinaus attraktive Städte, Barcelona, Girona...Hier nehme ich Themen auf, in die ich mich einarbeite und Wege, die ich ausprobiere. Gern lasse ich andere an meinen Entdeckungen teilhaben.

 

Das geht nicht ohne Arbeit, aber ist nicht mehr "Pflicht" und Broterwerb, sondern geschieht freiwillig, aus Interesse und ist sozusagen " Hobby". Ein Hobby, das meinen Aufenthalt in Katalonien - und wie ich hoffe - auch den meiner Teilnehmer bereichert.

 

Seit August 2016 haben wir unseren deutschen Wohnort gewechselt. Wir sind in den Norden Deutschland gezogen, die Heimat meiner Frau.

Aus verschiedenen Gründen werden wir jetzt wieder mehr Zeit in Deutschland verbringen. Katalonien läßt uns aber nicht los. Frühjahr, Frühsommer und Herbst wollen wir weiter in Roses verbringen. Wie ich hoffe, geht es dann mit den "Kulturspaziergängen" und alten und neuen Freunden weiter.

 

Einen kleinen Erfahrungsbericht uber den Wechsel von Katalonien nach Deutschland und Bilder von unserem neuen Lebensumfeld findet man weiter unten.

 

Zusatz Juli 2023: Wir haben uns entschlossen, wieder nach Katalonien zurückzukehren, mit der Absicht den Rest unserer Tage hier zu verbringen. Deutschland und Bad Harzburg gefällt uns nicht mehr. Wir glauben, dass das Leben hierzulande  mehr Lebensqualität biete - immer noch.

Ob ich noch weiter Kulturspaziergänge anbieten kann, ist fraglich. Viele vom alten "Stamm" haben sich auf unterschiedliche Weise "verabschiedet". Die Zeit dieser Unternehmungen ist wohl vorbei. Es bleiben viele schöne Erinnerungen, wobei manches auf diesen Seiten dokumentiert ist  und weiter nachgelesen und nachempfunden werden kann. Auch wir spüren das Alter und können nicht mehr das leisten, wozu wir früher fähig waren. Trotzdem hoffen wir darauf, noch viel Schönes und gute Zeiten mit alten Freunden hier genießen zu können.

Unsere Umgebung in Katalonien

Von Roses in den Vorharz - Erfahrungen und Beobachtungen

(Oktober 2016)

Leichten Herzens haben wir unser Fischer-Häuschen am Kanal in Santa Margarita nicht verlassen. Wir haben uns darin sehr wohl gefühlt. Fast das ganze Jahr konnten wir auf dem über dem Wasser gebauten Steg sitzen, Sonne, Wärme und den maritimen Ausblick genießen - "Klein Venedig" - wie Freunde sagten. Margarita - eine Urbanisation mit vielen Bausünden - hat uns weniger gefallen, mit Ausnahme der Strandpromenade und des Strandes, dagegen sind wir gern in Roses gewesen, einem Städtchen mit gewachsenem alten Kern. Hier - in der Nähe des Hafens - haben wir auch ein neues Domizil erworben. Wir lieben die Landschaften, die Berge, die alten Dörfer und Städte um Roses mit ihren Schönheiten und Schätzen. Und wir haben hier viele Freunde gewonnen, mit denen wir schöne Zeiten verbracht haben und hoffen, weiter zu verbringen. Größtenteils sind es Deutsche - mit Katalanen engeren Kontakt zu bekommen, ist schwierig. Wir haben aber vieles von der Lebensart und der Kultur dieses Volke verstehen und  schätzen gelernt, z.B. ihre Art, Feste zu feiern oder Exzesse zu vermeiden.

 

Die Zeiten und Umstände haben sich sehr verändert - nicht immer zum Besseren-, seitdem wir vor 20 Jahren unser Häuschen gekauft haben. Manches an spanischem Flair, an katalanischen Eigenarten, an sympathischer Rückständigkeit, ging im EU-Mischmasch unter, Hochhäuser wuchsen um uns herum empor und verstellten uns die Sicht auf Berge und Wasser. Der Supermarkt in unser Nachbarschaft brachte nicht nur Vorteile, sondern auch zeitweilig viel Verkehr, Lärm und Müll. Wir sind nach Spanien-Katalonien gezogen, aber heute ist Roses und Margarita fast eine französische Provinz geworden. Die Deutschen in unser Häuserreihe sind weggezogen, und wir waren von Franzosen umgeben. Uns gefiel die frühere "Mischung" der Nationalitäten besser.

 

Der Tourismus mit seinen Begleiterscheinungen hat sehr zugenommen, und in den Sommermonaten sind soviel Menschen in Roses und Margarita anzutreffen, dass es für uns "Einheimische", die nichts mit dem damit verbundenen Kommerz zu tun hatten, fast unerträglich wurde.

 

Als "Dauergäste" haben wir auch die Schattenseiten des Landes kennen gelernt. Das Leben in Spanien/Katalonien besteht nicht nur aus Sonne und unbeschwerter Ferienlaune. Nach Weihnachten kann es recht kalt werden und der häufige Tramontana-Wind geht einem dann sehr auf die Nerven. Und auch die Sonne und Hitze im Juli und August wird auf die Dauer nicht nur als angenehm empfunden.

 

Mehr beschwert hat uns aber der Kampf um unser Eigentum, den wir ausfechten mussten. Durch die willkürliche Anwendung des spanischen "Küstengesetzes" auf Margarita durch die sozialistische Regierung wurden uns und allen  Kanalanliegern der rechtmäßig erworbene und im Eigentumsregister eingetragene Schiffsliegeplatz mit Teilen des Grundstückes und Hauses enteignet. Es  hat viel Zeit, Kraft und Geld gekostet, dagegen anzugehen. Wir haben gelernt, dass es für Besitz in Spanien keine Rechtssicherheit gibt, und Spanien sich mit den europäischen Rechtsnormen schwer tut. 

 

Spanien hat seit dem Ende des Franco-Regimes einen großen Wandel mitgemacht, aber demokratisches Bewußtsein und Verhalten sind immer noch zu wenig entwickelt. Korruption, Cliquenwirtschaft und behördliche Willkür sind noch weit verbreitet. Katalonien macht da keine Ausnahme. Ich spreche hier aus Erfahrungen, die ich und meine deutschen "Mitstreiter" im Kampf gegen den Mißbrauch des "Küstengesetzes" gemacht haben, der uns tief in spanische Verhältnisse blicken ließ!

 

Doch nun sind wir wieder ins deutsche Leben eingetaucht, wobei die Verhältnisse in einer ruhigen und friedlichen Klein- und Kurstadt vielleicht auch nicht repräsentativ sind. Zunächst fällt einem auf, wie sauber und geordnet es hier zu geht. Kaum Müll liegt herum, die Anlagen sind gepflegt, der Abfall wird säuberlich getrennt. In Katalonien galt der Grundsatz: alles ist erlaubt, sofern man sich nicht erwischen läßt! Man geht tolerant mit den Schwächen und Fehlern anderer um, Meckern und andere Belehren gehört nicht zum guten Ton, in Schlangen wartet man geduldig, im Verkehr fährt man riskant und schnell - darauf stellt man sich ein -, aber zeigt dem Langsameren oder falsch Fahrenden keinen Vogel, und Konsequenz liegt dem Katalanen und Spanier und auch der Polizei dort fern. Hier - in Deutschland - erntet man sofort mißbilligende Kommentare und Reaktionen von Nachbarn, Umstehenden, Passanten und Verkehrsteilnehmern, sofern man sich abweichend verhält. Und die Polizei ist schnell und humorlos zur Stelle bei Übertretungen und Vergehen. Also nichts mehr mit der Lässigkeit im Verkehr und Verhalten, da muss man sich schon umstellen!

 

Bedrückend ist die Fremdenfeindlichkeit, auf die man bei Gesprächen oft stößt. In der kleinen Kurstadt, in der wir jetzt wohnen, ist das nicht so akut, hier trifft man auch kaum auf Asylsuchende. Aber aus den benachbarten Regionen Mitteldeutschlands weht Übles herüber. Man mag schon gar nicht mehr in Städte wie Dresden reisen! Politische Gespräche sind unter diesen Umständen brisant und besser zu meiden, wenn man nicht Störungen in verwandtschaftliche, freundschaftliche und bekanntschaftliche Beziehungen bringen will. Man merkt schon im eigenen Umkreis: die deutsche Gesellschaft ist polarisiert! Der Deutsche scheint nach rechts zu tendieren, wenn es Krisen gibt. Das kennen wir aus Katalonien nicht. Da bewegt man sich politisch eher nach links, wenn es krisenhaft zugeht.

 

In Roses haben wir kaum Fremdenfeindlichkeit bemerkt, obwohl dort sehr viele Marokkaner, Afrikaner, Chinesen und überhaupt Menschen aus aller Welt leben. Man arrangiert sich und lebt so einigermaßen friedlich miteinander. Toleranz, Akzeptanz, Humor und gute Laune scheinen verbreiteter zu sein als in Deutschland.

Nun ja, wenn der Rechtsdrall in Deutschland zu sehr zunimmt, treten wir die Flucht nach Spanien zurück an. [Allerdings erlebt Spanien - nicht Katalonien - in den letzten Jahren mit dem Aufkommen der Partei "Vox" einen neuen Aufschwung des francistisch geprägten Rechtsradikalismus - wie überall in Europa]

 

Dem Tourismus entgehen wir auch in unserer Kurstadt nicht, einem sehr geordneten Tourismus übrigens. Die Stadt ist als Altersruhesitz sehr beliebt. Senioren sind im  Stadtbild unübersehbar, aber das Gesamtbild hat sich gewandelt. Ein "Baumwipfelpfad" und die Bergbahn auf den Burgberg ziehen auch Jüngere und Familien an. Auch scheint das "Wandern "angesagt" zu sein. Tagsüber - besonders an Wochenenden - zieht unter unserem Haus ein Strom von mit Anorak bekleideten und mit Rucksack bepackten Menschen vorbei, die den Harzbergen und seinem gut ausgebauten Wandernetz zuströmen. Es werden auch viele geführte Wanderungen angeboten. Der wald- und bergumgebene Ort mit seinen Kuranlagen ist bei Nord- und Mitteldeutschen, den Hamburgern und Berlinern als Ziel für Kurzreisen und Ausflüge sehr beliebt. Auch schlechtes Wetter hält die Menschen nicht ab, die Stadt zu besuchen oder Wanderungen zu unternehmen. Man ist hier im Norden eben mieses Wetter gewöhnt und stellt sich darauf ein! 

 

Das Wetter! Es ist Herbst geworden - und das sehr viel deutlicher als an der immergrünen Costa Brava. Bis vor kurzem war es ganz ordentlich, viel Sonnenschein und Wärme. Nun hat Petrus aber wohl den himmlischen Wetterhebel umgelegt - Nieselregen und Kälte, grauer Himmel, wolkenverhangene Berge. So haben wir uns erst einmal wetterfeste Anoraks, Pullover und festes Schuhwerk zugelegt. Auch hier müssen wir uns umstellen. Wir sind aber fest entschlossen, diesen Herbst und Winter durchzustehen und uns hier einzuleben! (Nächstes Jahr werden wir vielleicht gegebenenfalls die Flucht nach dem Süden antreten!) Auch uns wird das Wetter nicht davon abhalten, die Gegend und ihre Möglichkeiten kennen zu lernen. Der Harz ist tatsächlich ein reizvolles Wandergebiet mit vielen Naturschönheiten. Und von wegen "kleine Berge" - es geht oft ganz schön steil aufwärts! [Leider ist inzwischen das durch Borkenkäfer, Trockenheit und Monokultur verursachte Baumsterben so fortgeschritten, dass große Flächen durch Totholz oder Baumstümpfe geprägt sind. Das ist ein trauriger Anblick, der einem die Freude am Wandern verleidet.]

 

In den umliegenden Städten und Dörfern (Goslar, Werningerode, Quedlinburg, Braunschweig...) gibt es manches zu besichtigen. Das hier ist ein geschichtsträchtiges Gebiet, mit vlel Sehenwürdigkeiten wie alten Burgen, romanischen Kirchen und Klöstern, Fachwerkhäusern, Museen. Da bin ich in meinem Element! Und wenn das Wetter ganz schlecht ist und wir nichts unternehmen wollen, haben wir uns hier in kurzer Zeit ein Zuhause geschaffen, in das wir uns gerne zurück ziehen.

 

Eine Artikelreihe über "Die Harzburg, ihre Kaiser - und den vermeintlichen Sachsengott "Krodo" findet man unter: https://harzburg.blogspot.com/2020/03/ein-streifzug-durch-die-geschichte.html

Einige Bilder im folgenen Bilderbogen beziehen sich auf Themen der Artikel.

 

Bilderbogen: Bad Harzburg und Umgebung

Nach sieben Jahren Aufenthalt haben wir Bad Harzburg wieder verlassen und sind nach Katalonien zurückgekehrt.

 

Deutschland hat sich sehr verändert - unserer Sicht nach nicht zum Besten. Auch das Leben in Bad Harzburg gefiel uns nicht mehr: wochentags eine Stadt der Alten - am Wochenende Massen an Touristen. Bad Harzburg zehrt von seinem "Mythos" als Kurort, der längst nicht mehr der Wirklichkeit entspricht. Auch der Harz ist nicht mehr das, was er war: durch das Baumsterben bietet er in weiten Teilen trostlose Bilder, die uns, die wir ihn von früher her kennen, traurig stimmen.