Canònica de Santa Maria de Vilabertran - Ort der Geschichte/Juwel der Romanik/ Oase der Ruhe

Die jährliche Schubertiade führt viele Besucher nach Vilabertran. Zu dem Hörgenuss kommt das visuelle Erleben der Klosteranlage. Für mich ist Vilabertran die schönste Klosteranlage im Empordan. Einmal weil sie sehr gut erhalten und restauriert ist, zum andern, weil  sie einen Höhepunkt der hiesigen Romanik darstellt.

 

Der Geist der Architektur - Ausdruck geistlicher Reformen

 

Der Eindruck, den der Besucher von der Kirche und dem Kreuzgang hat, ist der einer wohlproportionierten Schlichtheit, Einheitlichkeit und Harmonie. Dies fällt besonders auf, wenn man die Anlage mit anderen Klöstern der Gegend wie Sant Pere de Roda oder Sant Quirze de Colera vergleicht. Vilabertran ist rund hundert Jahre jünger und stellt eine Weiterentwicklung der Romanik dar. Schon allein die kunstvolle Bearbeitung und Fügung der Steine zeigt dies an.

Vilabertran (Bildquelle: poblesdecatalunya Francesc Vidal-Barraquer 2021)
Vilabertran (Bildquelle: poblesdecatalunya Francesc Vidal-Barraquer 2021)

Um den Geist der Architektur von Vilabertran zu verstehen, muß man in die Zeit und Umstände der Enstehung zurückgehen. Der Schlüssel zum Verstehen ist, dass es sich um ein Reformkloster handelt.

 

Der Bau der Kirche  wurde um 1075 begonnen, 1100 wurde sie geweiht.

 

Wie ist es zur Enstehung des Klosters gekommen?

 

Vilabertran liegt am Kreuzungspunkt verschiedener wichtiger Durchgangswege. Bereits um 970 wird eine Ansiedlung mit einer kleinen Gemeindekirche Santa Maria erwähnt. Sie ist Eigenkirche umliegender Adelsfamilien, d.h. diese hatten das Patronat inne und bestimmten die Pfarrstellenbesetzung.

 

In der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts ist an der Kirche ein Geistlicher namens Pere Rigau oder Rigall tätig, Sohn einer Landbesitzerfamilie in Rabos. Im Gegensatz zu anderen Klerikern der Zeit ist er von einem asketischen Frömmigkeitsideal erfüllt. Er lebt mönchisch, unverheiratet, arm, apostolisch, ganz seiner Seelsorge-, Gottesdienst- und Predigttätigkeit hingegeben. Das beeindruckt seine Umwelt, der Ruf seines heilig-mäßigen Lebens verbreitet sich. Menschen suchen seine geistliche Beratung und Begleitung. Er sammelt andere Geistliche um sich, die sich seinem Lebensstil anschließen. Eine kleine Gemeinschaft von Klerikern bildet sich, die in einem einfachen Haus neben der Kirche lebt.

 

Der Gründer war von den kirchlichen Reformideen seiner Zeit erfasst.

 

In den Gründungszeiten der Benediktinerklöster wie Sant Pere de Rodas oder Sant Quirze, zur Zeit der Karolinger und später der Ottonen, waren die Klöster Ursprungsorte der Christianisierung und Kultivierung des Landes. Sie wurden von den Herrschern unterstützt, weil sie zur Ausbreitung und Konsolidierung der Feudalherrschaft beitrugen.

 

Obwohl die Benediktineräbte um Selbständigkeit kämpften, griffen die Herrscher immer wieder in die Geschicke der Klöster ein, in dem sie z.B. Einfluß auf die Ernennung der Äbte nahmen oder sich Besitz der Klöster aneigneten. Für die karolingischen oder ottonischen Könige war es selbstverständlich, dass sie in Bischofs- oder auch Papstwahlen eingriffen. Die Bischöfe waren ja auch weltliche Fürsten und mußten als solche belehnt werden und dem König Gefolgschaft leisten. Außerdem war es üblich geworden, dass weltliche und geistliche Oberherren für die Vergabe von geistlichen Ämtern "Gebühren" erhoben. Man konnte also geistliche Ämter "kaufen". Dies nannte man nach Apostelgeschichte 8, 18-24 "Simonie".

 

Im 11. Jahrhundert hatten sich Christentum und Kirche konsolidiert (dies gilt auch für die nichtmuslimischen Gebiete Spaniens). Die Kirche war mächtig geworden und eng mit den Herrschaftsstrukturen "verfilzt". Damit ging aber auch ein Verfall der alten christlichen Ideale einher. So erscholl der Ruf nach "Reformen".

 

Schon im 10. Jahrhundert war eine Reformbewegung von dem burgundischen Benediktinerkloster Cluni ausgegangen. Dies bezog sich aber mehr auf die Reform der Klöster und des Klosterlebens. Man forderte die Unabhängigkeit der Klöster und die strenge Beachtung der Benediktinerregel. Im 11. Jahrhundert weiteten sich die Forderungen auf das gesamte kirchliche Leben aus. Man wollte die altkirchlichen Gesetze erneuern, die ungeistliche Einwirkung von Laien auf die Kirche beseitigen und eine straffe Zucht im Klerus wiederherstellen. So sollten Kleriker unverheiratet sein. Auch die Bildung der Kleriker wollte man heben. Mit dieser Rückbesinnung auf das "Alte" war eine stärkere Hinwendung zur Bibel und den Kirchenvätern verbunden.

 

Papst Gregor VII. setzt eine Reform des kirchlichen Lebens in Gang

 

Man nennt diese kirchenpolitische Bewegung die "gregorianische Reform", nach Papst Gregor VII. (1073-1083).

Bei uns ist Gregor VII. durch seine Auseinandersetzung mit König Heinrich IV. bekannt, der sich bei seinem "Gang nach Canossa" dem Papst fügen musste.

Im Zuge der Reform bildeten sich neue, strenge Mönchsorden wie die Zisterzienser (1098). Auch die Kreuzzugsbewegung gehört in den Umkreis dieses kirchenpolitischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Aufbruchs - für uns heute schwer verständlich. (1096 erster Kreuzug nach Jerusalem.)

 

Nicht zuletzt hing mit dieser Bewegung auch die Entstehung der mittelalterlichen "wissenschaftlichen" Theologie, der Scholastik, zusammen.

 

Diese Reformbewegung ergriff auch Laien, die um ihr Seelenheil besorgt waren. 1068 gab es ein Konzil in Girona, auf dem ein Kardinal die Vorstellungen der Kurie den hiesigen Bischöfen und damit auch dem Klerus und den Gläubigen übermittelte.

 

Eine Gemeinschaft von Priestern wird gegründet

Das Bild zeigt einen Augustiner-Chorherren in späterer Zeit.  Aber vielleicht können wir uns Pere Rigau so vorstellen.
Das Bild zeigt einen Augustiner-Chorherren in späterer Zeit. Aber vielleicht können wir uns Pere Rigau so vorstellen.

 

Und so sind wir wieder bei Pere Rigau. 1069 verzichteten die Adelsfamilien, die das Patronat über Santa Maria de Vilabertran inne hatten, auf ihre Rechte über die Kirche und gaben sie in die Hände von Pere Rigau und seiner Gemeinschaft. Darüber hinaus bedachten sie und andere Adlige die Gemeinschaft mit reichen Geschenken an Landgütern. So wurde es möglich, den Bau einer klösterlichen Anlage und das Leben einer verfassten Gemeinschaft zu beginnen.

 

Genau gesagt handelte es sich bei Vilabertran nicht um ein Kloster, sondern um eine "Canònica", eine nach Regeln (griech. Kanon) lebende ("regulierte") Gemeinschaft von Klerikern, also Priestern. (Mönche müssen nicht  Priester sein!) "Kanoniker" sind keine Mönche. Auch wenn sie in klosterähnlicher Gemeinschaft leben, sind sie nicht der "Klausur" unterworfen und können ihrer priesterlichen Arbeit außerhalb der Mauern nachgehen. Die Klosteranlage ist Mittelpunkt ihres geistlichen und gemeinschaftlichen Lebens.

Die Klosteranlage ist nach benediktinischem Vorbild gestaltet

 

Die Anlage in Vilabertran ist nach den Grundsätzen der Benediktinerklöster angelegt. Die Kirche im Norden, der Kapitelsaal (Versammlungssaal) im Osten, das Refektorium (Speisesaal)  mit Küche im Süden, im Westen Wirtschaftsräume (später Kapelle Sant Ferriol). Der Kreuzgang bildet die Mitte. Im 15. Jahrhundert kam der prächtige und befestigte Abtspalast im Osten dazu, der durch einen Hof von der eigentlichen Klosteranlage getrennt ist.

Die Regel Augustins - Verlangen nach geistlicher Schönheit

 

Mit der Weihe der Kirche 1100 durch den Bischof von Girona erhält die Gemeinschaft einen offiziellen Status. Pere Rigau wird formell Abt und die Gemeinschaft wird unter die Regel Augustins gestellt. Diese Regel geht auf ein Schreiben des Kirchenvaters Augustins (354-430)  zurück.

 

Augustin lebte als Bischof in Hippo Regius (Nordafrika) zusammen mit seinen Geistlichen nach Art der Mönche. Im Zuge der gregorianischen Reform wird dieses "kanonische Leben" - vor allem an den Bischofskirchen- wieder aufgenommen. Pere Rigau ist hier für Katalonien bahnbrechend.

 

Später entstehen andere Priestergemeinschaften, die nach der Regel Augustins zusammenlebten: Augustiner-Chorherren, Augustiner-Eremiten, denen Luther angehörte ...

 

Die Augustinregel ist einfacher als die Regel Benedikts, die das Mönchsleben bis in kleinste regelt. Die Augustinregel stellt die Eintracht in der Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Sie wendet sich gegen persönlichen Besitz und fordert ein einfaches und beispielhaftes christliches Leben. Mittelpunkt des geistlichen Lebens sind das gemeinsame "Verlangen nach geistlicher Schönheit" und die gemeinschaftlichen Gebetszeiten.

Der Gebetsraum - also die Kirche und insbesondere der Chor- "darf zu nichts anderem gebraucht werden als wozu er bestimmt ist". Das bedeutet - wie bei den Zisterziensern - kein Prunk, kein Schmuck soll von der Konzentration auf das Gebet abhalten. "Wenn ihr in Psalmen und Liedern zu Gott betet, dann sollen die Worte, die ihr aussprecht, auch in eurem Herzen lebendig sein."

 

Dazu gehört auch eine gute Akustik im Kirchenraum, die in Vilabertran hervorragend ist.

 

Kirchenraum und Kreuzgang - Konzentration auf das Wesentliche

 

In diesem Sinne, in diesem Geist sind der ursprüngliche Kirchenraum und der Kreuzgang in Vilabertran gestaltet. (Nur an zwei versteckten Stellen - am Kircheneingang und am Fuß eines Pfeilers im Kreuzgang- befindet sich Figurenschmuck. Die Säulenkapitelle sind mit einfachen Pflanzenornamenten versehen.)

 

Man kann diesen Geist der Konzentration auf das Einfache, das Wesentliche, nachempfinden, wenn man meditierend - und wenn man den Mut hat, singend - den Kirchenraum zum Chor hin und den Kreuzgang durchschreitet ( was meist gut möglich ist, da man als Besucher oft allein ist).

Dormitorium/Schlafsaal
Dormitorium/Schlafsaal
Wächterfigur am Kircheneingang (vom Kreuzgang aus)
Wächterfigur am Kircheneingang (vom Kreuzgang aus)
Der Eingang zur Kirche für die Laien
Der Eingang zur Kirche für die Laien

Die Canònica blüht auf

 

Zu Lebzeiten des Abtes Pere Rigau - er stirbt wohl 1114 - und unter seinen Nachfolgern im 12. Jahrhundert blüht die "Canonica" auf. Vom Leben und Wirken der Gemeinschaft geht geistlicher Einfluß auf die Umgebung  und in die Diözöse Gerona aus.  Die Kirche der Canònica ist nicht geschlossene Mönchskirche, sondern auch Gemeindekirche, bezeichnenderweise mit zwei Eingängen, dem großen Portal im Westen für die von außerhalb kommenden Gläubigen und das Südportal am Kreuzgang für die Kanoniker. Mit ihrer Liturgie, den Predigten, der Seeelsorge und ihrer augustinisch inspirierten Theologie und Frömmigkeit wirken sie in das Volk hinein. Wahrscheinlich pflegen sie Bildung und Erziehung, worauf Bibliothek und Schreibstube hinweisen. Sie widmen sich auch der Armen- und Krankenpflege, was das ursprünglich außerhalb des Klosterbezirks liegende große Hospital bezeugt. Das Niveau der Canonica ergibt sich auch daraus, dass aus Vilabertran eine Reihe von Bischöfen kommt.

 

Viele Adlige der Umgebung lassen ihre Testamente dort anfertigen und übergeben sie der Obhut des Abtes, nicht wenige, wenn sie sich auf die Kreuzfahrt ins Heilige Land begeben. Damit ist natürlich immer eine Stiftung für die Gemeinschaft verbunden.

Die Canònica wird zur beliebten Grablege von Vornehmen.

 

Man erhofft sich von der Fürbitte der frommen Kleriker Erleichterungen für das nachtodliche Schicksal. Im 14. Jahrhundert stiftet die Familie der Vizegrafen Rocaberti - die Herren des benachbarten Perelada- eine im gotischen Stil errichtete Seitenkapelle, als ihre Grablege.

 

Ein bemerkenswertes "Grabmal" befindet sich am Eingang dieser Kapelle. Auf einer einfachen, in einen Pfeiler eingelassenen Steintafel ist zu lesen:

 

lldefonsus eram magnatum magna potestas; non sum qui fueram, iacet hic pars maxima nostri - "Ich war Alfons, ein Mächtiger unter den Mächtigen; nun bin ich nicht mehr, der ich einst war, es liegt hier der wichtigste Teil von uns."

 

Es handelt sich um Alfonso, als Graf von Barcelona der I., als König von Aragon der II. (* 1154, Regierungszeit:1162- +1196). Er war der erste, der beide Titel führte. Alfonso I. trug die Beinamen "Der Keusche" (wegen seiner Frömmigkeit) und "Der Troubadour" (wegen seiner Förderung der Troubadourkunst). Verheiratet war er mit Sancha von Kastilien, mit der er 9 Kinder hatte. Er tat sich bei der Reconquista hervor und war ein geschickter Diplomat, der sich im komplizierten Machtgefüge der damaligen Welt gut zu behaupten wußte und die Grundlage für die spätere Großmacht Aragon/Katalonien schuf. Er starb in Perpignan.

 

Es gibt übrigens Beziehungen zu Deutschland: Als Graf der Provence mußte er den Lehnseid auf Kaiser Barbarossa ablegen. Seine älteste Tochter Konstanze war Gemahlin Friedrich II. und somit deutsche Königin und römische Kaiserin.

 

Verwunderlich an der Totenstätte in Vilabertran ist, dass Alfonso in seinem Testament verfügt hatte, dass er in der damals neuen Grablege der aragonesich-katalanischen Herrscher, im Zisterzienserkloster Poblet, dessen Kirchenbau unter ihm begonnen wurde, bestattet werden sollte. Dort ruhen wohl auch seine Gebeine im rechten Königssarkophag, auf dem (an erster Stelle) seine Liegefigur zu sehen ist.

 

Was liegt aber in Vilabertran? Vermutlich sein Herz und andere innere Teile, die bei der Einbalsamierung entfernt und in Vilabertran in einer Urne separat beigesetzt wurden. Eine besondere Beziehung Alfonsos zu dieser Gemeinschaft ergibt sich auch daraus, dass er 1194 eine Kanonikerstelle in Vilabertran gestiftet hatte.

Epitaph König Alfons II.
Epitaph König Alfons II.

Eine königliche Trauung in Vilabertran

 

Auch sonst ist eine besondere Stellung der Canonica zum Herrscherhaus bezeugt (obwohl es auch zeitweilig - wegen der Papsttreue der Äbte - Mißstimmungen gab). 1295 wird König Jaime II. ("Der Gerechte") mit Blanca von Anjou/Neapel in der Kirche von Vilabertran kirchlich getraut. Die Eheschließung soll den von Papst Bonifatius VIII. gestifteten Frieden von Anagni zwischen dem Haus Anjou, das von Frankreich und dem Papst unterstützt wurde, und  dem Haus  Aragon/Katalonien besiegeln. In den langen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien - die durch die Heirat nicht beendet wurden - ging es vor allem um den Besitz von Sizilien.

 

Möglicherweise ist das prachtvolle spätgotische Prozessionskreuz in der Kapelle "de la Dolorosa" ein Geschenk an die Canònica anläßlich der königlichen Hochzeit.

Das Vortragekreuz von Vilabetran
Das Vortragekreuz von Vilabetran

Der Niedergang der Canònica

 

Aber auch dieses bedeutende Ereignis kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das vorbildliche Leben der Kanoniker sich zusehends aufgelöst hatte und weiter auflöste. Die Kanoniker und die Äbte gaben das gemeinschaftliche, besitzlose Leben auf und zogen es vor, getrennt zu wohnen. Auch wenn die Äbte - die teilweise außerhalb lebten - für weitergehende Bautätigkeit  und den Glanz des Kultes sorgten, eine geistig-geistliche Strahlkraft ging nicht mehr von Vilabertran aus.

 

Lediglich unter Abt Cosme Damia Hortola (1562-1568) wurde noch einmal der Versuch einer Erneuerung gemacht. Dieser, erster Rektor der Universität von Barcelona, Theologie-Gelehrter und Berater auf dem Konzil zu Trient (1545-1563), bemühte sich, die Tridentiner Reformen in der Canonica zur Geltung zu bringen und das geistige und geistliche Leben der Gemeinschaft wiederzubeleben. Sein prächtiger Sarkophag befindet sich in der Kirche.

 

Auf königliche Anordnung wird die Canonica 1592 aufgehoben und in eine Schule umgewandelt. Die Kanoniker werden Lehrer. Die Auflösung entspricht der zentralistischen Religionspolitik Philipps II., dem unabhängige Orden zuwider sind; er unterstellt die spanische Kirche  dem vom König abhängigen Inquisitionstribunal.

 

1835 wird die Gemeinschaft gänzlich aufgehoben und die Anlage säkularisiert.

 Eine missglückte Seligsprechung

 

Fast hätte die Canonica einen "offiziellen" "Seligen" hervorgebracht und wäre dann wohl heute noch ein Ort der Heiligenverehrung.

 

1572 wird die anscheinend damals noch wohlerhaltene sterbliche Hülle von Abt Pere Rigau aus dem Kreuzgang in ein aufwendiges spätgotisches Sarglege im vorderen Teil der Kirche verbracht. Man betrieb seine "Seligsprechung" in Rom. Die Überlieferung berichtet, der Papst habe dieser schon stattgegeben. Doch der Bote, der die Bulle nach Vilabertran bringen sollte, kam bei einem Schiffbruch um und die Unterlagen gingen verloren. Sein Sarkophag steht heute im linken hinteren Teil der Kirche. Er trägt die Aufschrift:

 

Discat qui nescit, Petrus Abbas hic requiescit. Nec timeas falli, Petrus fuit iste Rigualli. - "Es sei belehrt, der es nicht weiß, hier ruht der Abt Petrus. Und fürchte nicht, dich zu irren; jener war Petrus Rigualli."

Der Sakophag ist heute leer.

Das alles entspricht wohl dem bescheidenen Reformpriester mehr als die hochkirchliche Ehrung und die Reliquienverehrung.

Der Sarkophag Pere Rigaus/Rigalls
Der Sarkophag Pere Rigaus/Rigalls

Es ist sicher nicht unpassend, am Abtsgarten vorbei, zu der Quelle "Font de l´Abbat Rigau" hinauszuwandern und dort des Abtes zu gedenken, wo er öfter sinnend und betend geweilt haben mag (auch wenn die Quelle zu seinen Zeiten anders aussah). Von hier aus hat man noch einmal einen schönen Rückblick auf die Klosteranlage und die grüne Gartenlandschaft um Vilabertran mit ihren dunklen Zypressenreihen (gegen die Tramuntana gepflanzt).

 

Und wer die hübsche Legende kennt, wird sich beim Anblick des Turmes auch daran erinnern, wie die Quelle entstanden sein soll. Bei einem heftigen Tramuntana-Wind habe der Geistliche den Turm bestiegen, um dem Sturm Einhalt zu gebieten. Was Jesus gelang, blieb seinem treuen Nachfolger versagt. Der Sturm erfasste ihn und wehte ihm vom Turm herab. Dank des Schutzes der von ihm verehrten Gottesmutter, die ja auch die Patronin des Kloster ist, wurde er gerettet. Die wehende Kutte trug ihn wie einen Fallschirm ein Stück weit zu den Klostergärten hinaus und ließ ihn sicher landen. Dort wo er zu Boden ging, entsprang eine Quelle - sehr nützlich für die Bewässerung der Gärten.

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