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05.03./2. Kulturspaziergang 2025: Einblicke in das Leben der Fischer in L´Escala
Als erstes besuchten wir das Sardellen und Salzmuseum (Museu Anxova i Sal).
Es ist in einem alten Schlachthaus untergebracht, das 1913 im Noucentisme-Stil (klassisch orientiert) errichtet wurde. Das Museum gibt mit Film und Ausstellungsstücken Einblick in die Welt der Fischer von L´Escala, insbesondere die Sardellenfischrei und ihre Verarbeitung. L´Escala ist ja berühmt für seine Sardellen (Kat.: Anchova/Span.: Anchoa) Dabei wurden einige Grundbegriffe der hiesigen Fischerei und ihrer Methoden vorgestellt (siehe Anhang).
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Neben dem Museum liegt der öffentliche Brunnen und die Waschanlage - Font/Safareig públic - von 1796. Die Anlage außerhalb des Ortskerns wurde angelegt, weil das Wasser im Dorf salzig war. Das Wasser wurde über eine Kanalisation aus der Umgegend hergeführt.
Nach dem Museum besichtigen wir die Casa de pescadores Can Cinto Xuà – ein altes Fischerhaus aus dem 18. Jh., mit Originalausstattung (letzter Bewohner: Cinto Xuà). Da das Haus klein ist, müssen wir unsere Gruppe teilen. Unser freundlicher Führer Gabriel hat sogar eine Übersetzerin mitgebracht, die aber nur bei der ersten Besichtigungsgruppe bleiben kann, dann springt unser Gruppenmitglied Ebs ein und übersetzt. Wolfram führt unterdessen die Teilgruppen zum Strand und zum Museum Alfolí.
Am Strand, dem alten Fischereihafen, schauen wir die Gebäude an, die mit dem Fischreigewerbe zu tun hatten, das Alfolí (von einem neueren Gebäude - Caravel.la - verdeckt) und La Punxa (1919 - mit dem Türmchen), werfen aber auch einen Blick auf das schiffsförmige Haus Casa d´El Gavià („Möve“ / 1951) der Familie Folch i Torres.
Unser nächster Besuch gilt dem Museo Alfolí de la Sal (1697) - nahe dem alten Hafen „Platja de la Riba“. Das schön renovierte Gebäude beherbergte das ehemalige königliches Salzmagazin, Warenlager und die Zollstation für ankommende Waren, außerdem war es Sitz der Fischervereinigungen. Von hier aus wurden Salz und Waren in die Umgegend verteilt. Ab 1869 hielten Industriebetriebe Einzug (Fischeinsalzung, Weinfässerherstellung u.a.). Heute findet der Besucher ein modernes Museum für das Kultur- und Naturerbe von L´Escala vor.
Außerdem befindet sich im oberen Stockwerk des Museums der „Espai [Raum] Víctor Català“. Er ist der berühmten Schriftstellerin aus L´Escala gewidmet, Caterina Albert i Paradís, mit dem Pseudonym Víctor Català (1869-1966). Sie war mit den Menschen und der Umgebung von L´Escala eng verbunden, was in ihren Werken - Dramen, Erzählungen und dem Roman „Solitud“ ("Einsamkeit"/1905) sichtbar wird.
"Soletud" erzählt den Weg einer Frau aus dem Volke in die Unabhängigkeit. Schauplatz sind die Pyrenäen, hinter denen aber deutlich die Berglandschaft des
Montgrí mit der Einsiedelei Santa Caterina steht.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz auf der Plaza Catalunya werfen wir einen Blick auf und kurz in in die Gemeindekirche des Ortes, Sant Pere und Santa Máxima - erbaut 1701-1761 im spätgotisch-barocken Stil. Sie bildete den Kristallisationskern des Dorfes. Es ist verständlich, dass die Kirche dem Fischerapostel Petrus gewidmet wurde. Petrus ist der Patron der Fischer. Patronin des Ortes ist aber die frühchristliche Märtyrerin Máxima, eine Sklavin, die wegen ihres Glaubens totgeprügelt wurde. Man brachte ihre Reliquien aus Rom übers Meer, wohl erst nach Ampurias, dann in die Kirche von L´Escala. Das Reliquiar (Reliquienbehälter) wurde im Bürgerkrieg versteckt und 1984 wieder aufgefunden. Ihre große Verehrung im Ort bezeugt die Stellung ihrer Statue ganz oben (über dem Rundfenster) an der Vorderfront der Kirche - noch über der Figur des doch weit bedeutenderen Apostelfürsten Petrus!
Den Abschluss der Exkursion bildete ein vorzügliches Menu im Restaurant "Sotavent", das bei guter Stimmung eingenommen wurde.
Anhang - Begleitblatt:
Kulturspaziergang 05.03.2025
Anfahrt Museu Anxova i Sal (Masle): Empuriabrava – Sant Pere Pescador – Sant Martí – In L´Escala 1. Kreisel links, an Mecadona vorbei auf Avenida Francesc Macià bis rechts das weiße Gebäude des Museums kommt, davor rechts einbiegen und vor Museum parken ( andernfalls: zurück und Aparcament de Molí).
Sardellen und Salzmuseum. Altes Schlachthaus von 1913, Noucentisme-Stil (klassisch orientiert) – gibt mit Film und Ausstellungsstücken Einblick in die Welt der Fischer von L´Escala, insbesondere die Sardellenfischrei und ihre Verarbeitung.
Hinter dem Museum: Font/Safareig públic – öffentlicher (Trinkwasser-)brunnen und Waschplatz von 1796.
Nach Museumsbesuch weiter über Cami de la Font/ Ronda del Pedro auf Carrer de l´Ava Maria, bei Ampel rechts in Carrer del Camí Ample abbiegen auf (kostenlosen) Parkplatz Plaça de Catalunya, gegenüber liegt Restaurant „Sotavent“ (C/Ample, 13).
Grundbegriffe Fischerei: Pez azul/Peix blau - fettreich - Sardine, Sardelle, Makrele (Verat), Lachs, Thunfisch u.a. – Pez blanco -weißer Fisch – weniger fettreich - Seehecht (Merluza) – Dorade (Goldbrasse), See-/Wolfsbarsch (Lubina/Llobaro), Seezunge (Languado), Seeteufel (Rape), Kabelau (Bacalao) u.a.
Fischfangmethoden (arts des pesca) – Bou ( „Ochse“/ Zweiteiliges Schleppnetz von zwei Schiffen gezogen) – Palangre (lange Leine mit vielen Haken), Tremall (3 Stell-/Bodennetze mit verschiedenen Maschengrößen ) – Na(n)sa (Reusen, Körbe, Kisten).
Schiffe – Sardinal (alt, mit Ruder und Lateinersegel), Fischen mit kleinen Netzen – Traína/ Teranyina (ab 1920 – mit Motor, Fischen mit großem Netz zwischen zwei Schiffen und einem mit Lampen) – Esquenapelats – Männer stemmten die Traínas mit dem Rücken über Balken auf den Strand.
Vom Parkplatz zurück zu Carrer Ave Maria, rechts weiter bis Carrer de la Torre, diese hinunterlaufen bis Nr. 35 Casa de pescadores de Can Cinto Xuà – altes Fischerhaus (18. Jh.) mit Originalausstattung (letzter Bewohner: Cinto Xuà).
Von dort zum Museo Alfolí de la Sal (1697) in Carrer Alfolí, 6 – nahe dem alten Hafen „Platja de la Riba“. Ehemalige(s) königliches Salzmagazin, Warenlager und Zollstation, Sitz der Fischervereinigungen. Von hier aus wurden Salz und Waren in die Umgegend verteilt. Ab 1869 Industriebetriebe (Fischeinsalzung, Weinfässerherstellung u.a.) und Sitz der Fischervereinigungen. Heute Museum für das Kultur- und Naturerbe von L´Escala. Außerdem beherbergt das Museum den „Espai [Raum] Víctor Català“, der der berühmten Schriftstellerin aus L´Escala gewidmet ist, Caterina Albert i Paradís mit dem Pseudonym Víctor Català (1869-1966). Sie war mit den Menschen und der Umgebung von L´Escala eng verbunden, was sich in ihren Werken - Dramen, Erzählungen und dem Roman „Solitud“ („Einsamkeit“ 1905) - niederschlägt.
Vom Museum Alfolí zurück zum Restaurant.
Weitere bemerkenswerte Gebäude an der Platja de la Riba:
La Casa de la Punxa (1919). Hier waren ehemals Werkstätten untergebracht, die mit der Fischverarbeitung zusammenhingen, Eisfabrik.
Abschluss der Bucht im Norden durch die auf Fels gebaute, schiffsförmige Casa d´El Gavià („Möve“ / 1951) der Familie Folch i Torres (Joaquim Folch i Torres: Kunsthistoriker, Museumsleiter). Heute Kunstschule.
Weiter einwärts: Can Maranges (1831), C/ Maranges, 1. Befestigtes Haus der vornehmsten Bürgerfamlie von L´Escala, der Maranges ( Gelehrte, Militärs, Bürgermeister, Advokaten, stets republikanisch gesinnt).
Im Ortsmittelpunkt: Kirche Sant Pere und Santa Máxima (1701-1761), im spätgotisch-barocken Stil. Sie bildete den Kristallisationskern des Dorfes.
Am südlichen Rande des alten Orts: Der alte Friedhof/Cementiri Marí (1835) C/Garbí, 15, neoklassischer Stil, mit den Grabnischen von Fischern und bekannten Persönlichkeiten aus L´Escala ( u. a. Víctor Català). Pantheon der Familie Maranges. Schlüssel erhältlich bei der nahegelegenen Station der Policia Local. (Ausweis vorlegen!)
05.02.25: Auf den Spuren Dalís in Figueres und eine "Dalí-Show" im Geburtshaus des Künstlers
Bei bestem Wetter fuhren wir in Empuriabrava los ...
...und kamen alle gut auf dem Parkplatz nahe der Plaça Tarradellas in Figueres an.
Auf der Plaza Escorxador - ein Kunstwerk, das an die Fluggeschichte von Figueres erinnert - und ein stivolles altes Schlachthaus
Dann ging´s weiter zur Plaça Escorxador. Dort schauten wir uns erst einmal ein rostiges Kunstwerk an.
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Es stellt - wie wir auf einer Plakette lesen - ein Fluggerät dar.
Das gab Anlass, etwas über die Fluggeschichte von Figueres zu erzählen (was ich hier noch etwas ausweite).
Bereits im Jahre 1912 gab es anlässlich des Santa Creu-Festes eine "Flugausstellung" auf dem "Camp dels Enginyers" (Vilafant). Dabei brachte ein französischer Flieger eine "Blériot XI" in Einzelteilen auf das Gelände. Das Fluggerät mit einem Motor mit 50 PS wurde zusammengebaut und erhob sich für 13 Minuten auf eine Höhe von 550 m. wo es mit einer Geschwindigkeit von 150 km/h vor den staunenden Augen der Zuschauer seine Runden drehte. An diesem Spektakel nahmen 15 000 Menschen teil, unter ihnen der kleine Salvador Dalí.
Dieses und weitere Flugereignisse führten 1931 zur Gründung des "Aeronàutic Club Empordanè" und zum Bau eines kleinen Hangars. Ein Pilot aus Figueres überquerte 1933 sogar den Atlantik. Diese Geschichte der zivilen Fliegerei in Figueres endete mit einem Flugunglück, 1936, bei dem zwei Frauen als Passagiere umkamen.
Das Militär der 2. Republik baute zwei Flugplätze in Cabanes und bei Garriguella (zu letzterem siehe den Artikel über den dort zu Tode gekommenen deutschen Piloten der "Legion Condor" Friedrich Windemuth). Im Spanischen Bürgerkrieg bombardierten 1938/39 die "Aviación Legionaria italiana" und wohl auch die deutsche "Legion Condor" Figueres mehrfach. Es gab in der mit Flüchlingen gefüllten Stadt 400 Tote und über Tausend Verletzte. Ein Drittel der Stadt würde in Schutt und Asche gelegt. Das brachte Figueres den Namen " Das "katalonische Gernika" ein.

Wir warfen einen Blick auf das alte Schlachthaus (Escorxador). Es wurde 1904 anstelle eines Vorgängerbaus im katalanischen Jugendstil ("Modernisme") von dem figuerencer Stadarchitekten Azemar Pont errichtet. Als Schlachthaus fungierte das Gebäude bis 1976, dann wurden darin Fische verkauft. Heute ist darin das Fremdenverkehrsbüro und das Archiv der Comarca Empordà untergebracht. In der großen Halle finden Ausstellungen statt.
Der Modernisme Català ist eine Kunstrichtung, die sich von etwa 1880 bis 1910 entwickelte. Die Künstler und Baumeister wollten sich von älteren Stilrichtungen absetzen und einen "modernen" Stil pflegen. Der Modernisme ist ein urbaner und bürgerlicher Stil, der mit dem Anwachsen der Städte, dem Erstarken des Bürgertums und der Wiederbelebung des katalanischen Nationalbewußtseins zusammen hängt. Ihr bekanntester Vertreter in der Architektur ist Gaudí.
Später wollen wir eine Ausstellung "50 Jahre Teatro-Museu Dalí" im Escoxador besichtigen Jetzt gehen wir aber auf der "Ruta Dalí" weiter.
Auf der Dalí-Route zu den früheren Wohnhäusern der Familie Dalí

Wir gelangen auf die Plaça Palmera, die wieder wie in älteren Zeiten mit einem Palmengewächs gekennzeichnet ist. Wie die Plaça Escorxador und die Rambla enstanden diese Plätze durch die Überbauung des Wildbaches Riera Galligant, der früher das mittelalterliche und das neuere Figueres abteilte. Die Überdeckung begann 1831. Die Ursache waren Überschwemmungen und üble Gerüche, die aus dem Flüsschen aufstiegen.
Wir blicken auf die Casa Mas Roger am Ende des Platzes, ebenfalls von dem Architekten Azemar im Modernisme-Stil gebaut, 1910. In dieses Haus zog die Familie Dalí 1912. Die frühere Wohnung in der Casa Puig, in der der Maler geboren wurde, war ihr zu klein geworden. Hier erhielt der jugendliche Künstler ein eigenes "Atelier". Auf der großen Veranda blickte die Familie auf das Treiben bei der Festa Major "Santa Creus" hinab, das der junge Salvador mehrfach ins Bild setzte.
Im 2. Stockwerk, auf dem die Familie wohnte, sehen wir eine dreifenstrige Balustrade, aus der man in die Straße Monturiol hinabblickt. Wir können uns vorstellen, dass es auch diese Fenster waren, die Dalí zu dem Bild inspirierten, auf dem seine Schwester, Ana Maria, aus einem Fenster hinausblickt. Allerdings blickt sie auf dem Bild nicht auf die gegenüberliegende Häuserfront, sondern auf´s Meer. Es gibt eine Fotographie, die zeigt, dass Anna-Maria für ihren Bruder vor der Meeresbucht bei Cadaqués in der derselben Haltung wie auf dem Bild posiert.


Wir spazieren auf dem Carrer Monturiol weiter zur Casa Natal Dalí, dem Geburtshaus des Genies. Die Strasse ist von repräsentativen Gebäuden verschiedenen Stiles geprägt.
Es lohnt sich in Figueres immer wieder über die Geschäfts- und Restaurantzeile der unteren Stockwerke nach oben zu blicken, dann wird man entdecken, welche prächtigen Häuser - oft mit bemerkenswerten Dekorationen - Figueres besitzt.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann man in der heutigen Carrer Monturiol sukzessive repräsentative Häuser zu errichten - zuerst im klassizistischen, dann im Modernisme-Stil. In sie zogen wohlhabende und distinguierte Bürger ein.
Wir gelangen an die Casa de Puig, dem Geburtshaus Dalís. Es wurde ab 1898 im Auftrag der reichen Dolors de Puig, verheiratete Marquesa (Markgräfin) de la Torre erbaut, auch wieder vom Architekten Azemar.
Eine eindrucksvolle "Dalí-Show" im Geburtshaus des Künstlers
Im Inneren des Hauses, an der Rezeption, werden wir erwartet und von einer freundlichen Staff eingewiesen. In kleinen Gruppen, im Abstand von 10 Minuten, leiten uns Mitarbeiter durch das Haus. Wir erhalten einen Audioguide, der ausführlich erklärt, was wir sehen (in Englisch).
Im Erdgeschoss erleben wir in einer holographischen Projektion den jungen Vater des Malers, Salvador Dalí Cusí (1872 – 1952) in seinem Büro am Werke. Seine Vater- und Mutterfamilie stammte aus dem Empordà und so hatte er sich nach dem Rechtsstudium in Barcelona um die Notariatsstelle in Figueres beworben und sie erhalten. 1900 eröffnete er seine Praxis in dem kaum fertiggestellten Haus in der Strasse Monturiol. Er schreibt an seine aus aus dem Empordà stammende und in Barcelona lebende Braut, Felipa Domènech Ferrés (1874–1921), einen Brief, in dem er ihr mitteilt, dass er hier genügend Einkünfte hätte und dass sie heiraten könnten. Dies geschah im selben Jahr (in Barcelona).
Dann öffnet sich eine Tür und wir gehen weiter. In einer Videoprojektion wird uns vorgeführt wie es damals in Figueres und im Carrer Monturiol aussah - auch hier in Katalonien eine "Gründerzeit".
Wir steigen Treppen hinauf in das erste Stockwerk, das "Entresol". Hier lebte die Familie Dalí bis 1912 und verbrachte der junge Salvador Felipe Jacinto Dalí i Domènech (1904-1989) seine erste Kindheit.
Eine nette junge Dame, die Deutsch spricht, Pilar, führt uns durch die Räume, in denen die damalige Ausstattung rekonstruiert wurde - bürgerliches Ambiente. Von besonderem Interesse ist natürlich das Schlafzimmer der Eltern mit dem Bett, in dem Dalí geboren wurde - als zweiter Sohn; der "erste" Salvador war zum großen Schmerz der Eltern im Alter von zwei Jahren gestorben. (Mehr über Dalís Kindheit kann man in meinem Bericht hier lesen.)
Bildergalerie - bei Anklicken erscheint eine Beschriftung
Es geht weiter. Immer wieder öffnen sich im Verlauf der Besichtigung, in weiteren Räumen und Stockwerken, Türen zu Stationen, Ereignissen, Facetten im Leben und Werk des vielseitigen Malers, Denkers und Selbstdarstellers Dalí. In schneller Folge wechseln Projektionen, die dem Besucher ein umfassendes Bild seiner Person, seiner Exzentritäten, Vorlieben und kreativen Schöpfungen nahe bringen. Eindruck: Wie er selbst sagte: "Ich bin verrückt...", aber auch das, was er schon früh sein wollte: ein Genie. So bietet das "Museum" eine Show, die die dalianische Welt vor dem Besucher abrollen lässt, mit modernster Museumstechnologie, zum Teil Techniken, mit denen schon Dalí experimentierte (Hologramme, Überlagerung von Bildern ...).
Beeindruckend ist der letzte Raum und seine Installation: Rundum an den Wänden und auf dem Fußboden werden wechselnde Fotographien und Bilder Dalís projiziert, die Landschaften des Empordà, des Cap Creus und das Meer bei Cadaqués zeigen. Der Betrachter meint, inmitten dieser Bilder zu sein.
Beindruckt, aber auch erschöpft von dem eineinhalbstündigen Durchgang treffen wir uns auf der Terrasse des Hauses. Hier blicken wir auf die umliegenden Strassen hinunter und über die Dächer der Stadt. Wir genossen den Sonnenschein und die Erholungspause.
Der kleine Dalí verbrachte hier solitäre Zeiten, blickte auf die kleinen Menschen auf den Strassen hinab und fühlte sich als "Weltenherrscher."
Eine Ausstellung "50 Jahre Teatro-Museu Dalí" und das Geheimnis der Glaskuppel
Unser Programm ging weiter. Wir marschierten zurück zum Escorxador, um die Ausstellung "50 Jahre Teatro-Museu Dalí" zu besuchen. Sie dokumentiert mit Plakaten, Postkarten, Texten und anderen Objekten das Werden des Museums. Wie war es zu dieser Attraktion, die alle Welt anzieht, gekommen?
Nach seiner Rückkehr aus den USA 1948 hatte Dalí seine Werke, seinen Hauskomplex in Port Lligat und das Schloss Pubol dem spanischen Staat vermacht. Die Bilder sollten in den Prado in Madrid kommen.
Dies ließ dem damaligen Bürgermeister von Figueres, Ramon Gardiola, keine Ruhe. Er schlug 1961 Dalí vor, Bilder in Figueres zu belassen und in einem Raum des Museu d´Emporda auszustellen.
Damit war Dalí aber nicht zufrieden. Er wollte ein eigenes Museum.
Bei einer Ausstellung in Mailand hatte er gesehen, dass Bilder in einem Ruinengebäude sich sehr gut präsentieren lassen. So kam er auf die Idee, das in Trümmern liegende Stadttheater in Figueres für seine Pläne zu nutzen. Dieses Theater war im klassizistischen Stil von dem Stadtarchitekten Roca i Bros Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut worden. 1939 hatte eine darin untergebrachte Gruppe von Soldaten einen Brand verursacht, der das Theater unbrauchbar machte. Dalí wandte nun alle seine Verbindungen und Vermarktungsfähigkeiten auf, um sein Ziel zu erreichen. So ließ er 1961 einen spektakulären "surrealistischen" Stierkampf (historisches Video!) "zu seinen Ehren" veranstalten - in der heute noch erhaltenen, aber still gelegten Arena von Figueres - unter Mitwirkung von bekannten Stierkämpfern und Künstlern. Dabei teilte er seinen Plan mit und warb um Unterstützung.
Nach langen Verhandlungen beschloss 1970 die spanische Regierung Gelder für den Umbau bereitzustellen. 1974 wurde das Teatro-Museu unter großer Beteiligung, auch illustrer Gäste, eingeweiht.
In der Ausstellung im Escorxador widmeten wir uns vor allem der geodätischen Glaskuppel, die das Museum krönt und einen herausragenden Blickpunkt in Figueres bildet. Die Idee einer solchen Kuppel hatte er von dem US-amerikanischen Architekten Richard Buckminster Fuller (1895-1983) übernommen. Fuller hastte sie verschiedentlich realisiert, unter anderem in einer Weltausstellung 1967 in Montreal (Kanada). Die Konstruktion der Kuppeln basiert auf einfachen geometrischen Grundkörpern bzw. -formen (Kugeln, Rauten, Dreiecke ... sie werden auch in der Geodäsie/Erdvermessung verwendet, daher der Name). Die Kuppeln sind extrem stabil und mit geringem Materialaufwand herstellbar. Sie nehmen Grundformen in der Natur auf, etwa von Kristallen in Gesteinen.
Außer praktischen Zwecken (Helligkeit, Temperierung) hat die Kuppel für Dali einen symbolischen Sinn: sie repräsentatiert die Erde mit ihren Elementen und ihrer mathematisierbaren Ordnung. Unter dieser Kuppel spielt sich das "Theatrum mundi", das große Welttheater ab, zumindest das der dalianischen Welt. Nicht umsonst hat sich Dalí direkt unter der Kuppel bestatten lassen, im Mittelpunkt seiner Welt. Das diese Deutung nicht überinterpretiert ist, ergibt sich aus einem in der Ausstellung herausgestellten Zitat Dalís:
"Mein Bestreben besteht nicht nur darin, dass es ein Museum Dalí gibt, sondern ein Zentrum der Spiritualität des Okzidents und Europas. Jeder der auf dem Laufenden sein will, was in Europa geschieht, muss unvermeidlich zu dem allerörtlichsten Ort Figueres kommen; das heißt, dort soll er süße Bratwurst essen [eine katalanische Spezialität, die im Restaurant Duran serviert wurde] und durch das Museum sehen, was in der Welt geschieht."
Das Casino Menestral - Zentrum der Geselligkeit und Kultur
Wir verlassen die Ausstellung und begeben uns wieder zurück auf der Ruta Dalí zur Casa Natal. Von dort machen wir einen Abstecher von der "offiziellen" Route. An der "Biblioteca Popular" (1922), später "Fages de Climent" (1962-2000) vorbei, wanderten wir zum nahen Casino Menestral im Carrer Ample, einem bemerkenswerten Gebäude. Dessen Bau wurde 1904 im ausladenden Modernisme-Stil begonnen. Die "Sociedad Casino Menestral Figuerenc" wurde 1865 mit dem Ziel gegründet, freundschaftliche Beziehungen zwischen den Bürgern zu fördern und aufklärerische und republikanische Ideen unter ihren Mitgliedern zu verbreiten. Um 1900 waren die Mitglieder längst nicht mehr nur Handwerker (katalanisch: Menestrals), sondern Geschäftsleute, Unternehmer, Fabrikanten, dazu kamen Juristen, Politiker, Lehrer, Schriftsteller, Künstler ... eben die Mittel- und Oberklasse aus Figueres. Auch der Vater Dalís war ein führendes Mitglied der Gesellschaft und für die Gesellschaft und Mitglieder juristisch tätig.
Damals wie auch noch heute ist das Casino ein Zentrum der Geselligkeit und Kultur, vor allem der Musik.
Erwähnenswert ist noch, dass die Gesellschaft auch den Sport förderte. So wurde hier 1919 die "Unió Esportiva Figueres" gegründet, die unter anderem Fussball betrieb.
Wir umrundeten das Gebäude und entdeckten einige Embleme, die das Programm der Gesellschaft abbilden und teilweise eine Nähe zu Freimaurer-Symbolen zeigen. Auch Salvador Dalí Cusí stand der Freimaurer-Loge in Figueres nahe.
Carrer Monturiol - hier erblickten drei "Genies" das Licht der Welt
Nach diesem Abstecher gelangten wir wieder an den Carrer Monturiol, da wo er anfängt. Das erste Haus - an der Ecke zum C/Engínyers - ist die Casa Fages. Dieses Gebäude, noch im klassizistischen Stil, war das erste Haus bei der Neubebauung des Carrer Monturiol (1852). Hier wurde der katalanische Dichter Carles Fages de Climent (1902-1968) geboren. Er war seit der gemeinsamen Schulzeit mit Dalí befreundet und Dalí hat Bücher von ihm illustriert - u.a. "Les bruixes de Llers" ("Die Hexen von Llers"). Fages de Climent war übrigens eng mit Castelló d´Empúries verbunden. Dort haben die Climents ein Haus, das ein Neffe des Dichters mit dessen Nachlass betreut und außerdem wird das Restaurant am Portal de la Gallarda von der Familie betrieben.
Früher war am Haus eine Tafel angebracht, die mit den Worten des Dichters auf die "drei Genies" hinwies, die im Carrer Monturiol geboren wurden:
"In der Strasse Monturiol haben drei Genies das Licht der Sonne erblickt: [Narcis Monturiol] der Erfinder des U-Boots, ich und Salvador Dalí."
Bescheiden war der Dichter wohl nicht gerade , aber das hat er mit seinem Freund Dalí gemeinsam!
Leider ist die Tafel dem Umbau des Hauses zum Hotel zum Opfer gefallen.
Die Rambla - Denkmäler und ein Emsemble bemerkenswerter Gebäude
Wir stehen jetzt vor der Rambla. Sie wurde ab 1831 durch die Überbauung des Flusses Galligant in mehreren Modifikationen geschaffen. Die grundlegende, aber verschiedentlich veränderte Gestaltung geht auf das Jahr 1918 zurück. Erste Platanen wurden 1864 gepflanzt.
Zunächst wenden wir den Blick nach rechts zum "Museu d´ Emporda" (eröffnet 1971). Es zeigt archäologische Funde aus der Gegend, Skulpturen und Bilder katalanischer und figuerencer Künstler. Dabei ist auch ein skurriles Bild Dalís: "Der Heilige Nacís mit Fliegen" (1962).
Das Bild geht auf eine Legende zurück. Als im 13. Jh. ein französisches Heer Girona belagerte, erhoben sich aus dem Grab des Heiligen giftige Fliegenschwärme, die die Franzosen in die Flucht trieben. Auf dem Bild von Dalí schlüpfen aber aus dem Körper des Heiligen - wie auf einer Malerpalette - Farbtuben mit Farbsträngen- und -klecksen (war eben Dalís "Waffe").
Wir gehen nun zum Denkmal des Erfinders des U-Boots, dem Juristen, Ingenieur, Schriftsteller, Sozialisten und Republikaner Narcís Monturiol (1819-1885). Es wurde 1918 eingeweiht.
Monturiol beobachtete die gefährliche Arbeit der Korallen-Fischer in Cadaqués und kam auf die Idee einer ungefährlicheren Korallenernte durch Unterwasserfahrzeuge. 1859 fand die Tauchfahrt seines ersten hölzernen, fischförmigen U-Boots "Ictineu (I) im Hafen von Barcelona statt.

Dann wenden wir uns dem gegenüber liegenden Dalí-Denkmal zu (2004). Die metallene, schräg gestellten Spiegelsäule, die eine verzerrte Karrikatur des Gesichtes Dalís auf dem Boden deutlich auf der Säule hervortreten lässt, macht mit ihrer schwer durchschaubaren Technik einen - dem Meister durchaus angemessenen - surrealen Eindruck.

Da wir uns beeilen müssen, um pünktlich zu unserem Restaurant zu kommen, wo wir unser Mittagessen einnehmen wollen, gehen wir rasch die Rambla entlang. Zeit, die Häuser, die sie säumen und begrenzen, genauer zu betrachten, haben wir nicht. Es lohnt sich aber dies zu tun. denn es handelt sich um ein architektonisch bedeutendes Ensemble von Gebäuden, deren Stil von Neoklassizismus über den Modernisme bis zur Neuen Sachlichkeit reicht.
An der Einmündung der C/Sant Pere machen wir kurz Halt. Hier liegt das Spielzeugmuseum, ein weiterer dalianischer Ort. Das Gebäude ist der älteste Bau an der Rambla, ursprünglich 1767 für die Adelsfamilie Terrades von dem Baumeister des Castells Sant Ferran, P. M. Cermeño, als Barockpalais konzipiert. 1931 wurde es zum "Hotel Paris" umgebaut und 1998 als Spielzeugmuseum eingerichtet.
Unter der Sammlung befinden sich auch Spielzeuge Dalís und seiner Schwester. Hervorzuheben ist hier der von beiden geliebte Plüschbär "Don Osito Marquina", so genannt von dem mit dem Geschwisterpaar befreundeten Garcia Lorca, nach dem Dramatiker Marquina. Das Steiff-Tierchen hatten die Eltern Dalí-Ferrés auf einer Reise nach Paris 1910 erworben. Es wurde geradezu zu einem Familienmitglied, das die Geschwister lange begleitete.
Kurz werfen wir noch einen Blick auf das Straßencafé vor dem Museum. Hier konnten die Bewohner von Figueres immer wieder einmal ihren berühmten Mitbürger im Alter sitzen sehen (natürlich sah das Café damals "altmodischer" aus). Zu speisen pflegte er im nahegelegenen Hotel "Duran".

Wir steigen die Straße Sant Pere hnauf, an deren Ende das Teatro-Museu Dalí mit seiner geodätischen Kuppel erscheint.
Unser Ziel ist das Càlid Cafè - ein kleines Familienrestaurant in der Gasse Pep Ventura, unscheinbar, aber mit gutem Ruf in Figueres. Auch hier werden wir erwartet und das Menü hat uns nicht enttäuscht. Die Stimmung ist gut und so ist das ein guter Abschluss unserer Exkursion.
Ich habe mir erlaubt, einige Aufnahmen von Teilnehmern zu verwenden und bedanke mich für die Zusendung der Bilder.